Kerstin Schilling – Direktorin für Schlossmanagement bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
29. Oktober 2019
„Da will ich dabei sein“
Als ich von der ersten Runde des Mentoring-Programmes der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Deutschen Kulturrates erfuhr, war ich total begeistert, meldete mich sofort bei Cornelie Kunkat und sagte: „Da will ich dabei sein.“ Denn das Thema „Frauen im Beruf“ begleitet mich schon mein Leben lang.
Es begann, als ich als studentische Hilfskraft an der Bibliothek der Hochschule der Künste Berlin tätig war, deren Leiterin prinzipiell nur Frauen einstellte und das auch noch unverhohlen verkündete. Anfang der 1980er Jahre war das noch möglich. Aber was hat sich bis heute tatsächlich verändert? In der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg werden von acht Abteilungen nur zwei von Frauen geleitet. Und das ist sogar schon ein Fortschritt, denn bis vor drei Jahren war ich die einzige Abteilungsdirektorin.
Wenn ich in die vielen Projekte und Institutionen schaue, bei denen ich tätig war, so hatte ich von rund 15 Vorgesetzten nur zwei Frauen. Dies sagt nichts über die Qualität aus, stellt aber meine persönliche Statistik dar. Ich wurde aber immer gut gefördert, von Männern und Frauen, und habe hier stark profitieren können. Doch das war meist eher fachlich. Als ich mehr Verantwortung übernahm, die Projekte komplexer wurden, Teambildung und Personalführung hinzukamen, da merkte ich, dass mir noch etwas fehlte. Aber Coaching, Mentoring, Supervision gab es zu dieser Zeit nicht, zumindest nicht in der Kultur, und deshalb ist dieses Programm ebenso logisch wie überfällig. Ich habe die Förderung dann über andere Wege erhalten, da ich sehr aufgeschlossene Arbeitgeber hatte und hieraus entstand auch der Wunsch, mein Wissen weiterzugeben.
Aufregend war es, als ich die Auswahl meiner Mentee treffen sollte, es fiel mit schwer, alle Vorschläge waren interessant. Ich habe mich dann für Kristina Leipold entschieden. Sie hatte sehr klar geschrieben und ihre Ziele gut benannt, außerdem fand ich, dass sie mit ihrer Erfahrung auch eine Herausforderung für mich sein könne. Und sie war im Martin-Gropius-Bau tätig, bei dem ich die Strukturen durch meine Arbeit bei den Berliner Festspielen gut kannte.
Beim persönlichen Kennenlernen erschien sie mir allerdings etwas verhalten. Ein paar Tage später klärte sich die Situation auf. Sie wechselte gerade die Stelle, zu einer privaten Stiftung, der Light Art Space gGmbH. Das erschien mir nun noch spannender, der Übergang von einer Position zur anderen. So drehten sich unsere Gespräche nicht wie geplant über bestehende Hierarchien und Strukturen sowie große Verwaltungen, sondern darum, wie man das Chaos des Beginns gestaltet, Strukturen schafft, einen Überblick über Personal und Budget bekommt und dies alles unter dem Zeitdruck einer nahenden Ausstellungseröffnung.
Mehrere Male haben wir uns persönlich getroffen und ich hoffe, ich konnte gut unterstützen. Ich jedenfalls ging aus unseren Treffen immer sehr inspiriert und wohlgemut heraus. Kritisch fragte ich mich, ob ich denn all das, was ich da riet und empfahl, im Alltag selbst beherzigen würde.
So kam ich an meinem Arbeitsplatz ebenfalls mit neuen Ideen und frischer Energie und Außenblick an. Deshalb wirkt das Programm in drei Richtungen: zu den Mentees, den Mentorinnen und Mentoren und natürlich in der Öffentlichkeit. Das Programm ist ebenfalls eine große Netzwerkbörse und aus all diesen Gründen muss es unbedingt weitergeführt werden.
Dieses jetzige Netzwerk sollte unbedingt bestehen bleiben. Warum nicht eine Webseite einführen, auf der sich alle Beteiligten finden und vernetzen können? Warum zukünftige Treffen nicht sich selbst organisieren lassen, nach Orten, Branchen, Themen? Ideen gibt es viele – ich hoffe, die Förderung läuft weiter und trägt der notwendigen Entwicklung Rechnung.
Der Bedarf für weitere Tandems ist vorhanden und es finden sich sicher genug Mentorinnen und Mentoren. Kristina Leipold und ich werden uns jedenfalls weiterhin treffen, auch über das offizielle Programmende hinaus.
Diese Rede wurde im Rahmen des Netzwerktreffens des Mentoringprogramms „Frauen in Kultur und Medien“ am 1. Oktober 2019 gehalten.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2019.