BücherFrauen
Gründungsjahr: 1990
Gründungsimpuls: Stärkung der beruflichen Positionen und Perspektiven von Frauen in der deutschen Buchbranche, nach dem Vorbild Women in Publishing (Großbritannien)
Ziele des Netzwerks: Vernetzung, beruflicher Austausch, Förderung und berufliche Qualifizierung von Frauen in der Buchbranche, Engagement für frauen- und branchenpolitische Anliegen
Finanzierung: Mitgliedsbeiträge
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Equal Pay ist erforderlich, also gleiche Bezahlung für Männer wie Frauen und Gehaltstransparenz. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die berufliche und finanzielle Geschlechtergerechtigkeit ist eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit flexiblen Arbeitszeitmodellen sowie verlässlicher Kinderbetreuung, dazu zählen auch familientaugliche Aufenthalts- und Arbeitsstipendien im Bereich Schreiben und Übersetzen.
In Führungsetagen, Jurys und bei der Programmgestaltung in Verlagen und Literaturhäusern bietet eine Quote eine strukturelle Lösung für das derzeitige Ungleichgewicht, das ja trotz aller scheinbaren Einsicht noch immer besteht. Ein kritisches Reflektieren des Gender Bias, also der teils unbewussten, unterschiedlichen Bewertung von Tätigkeiten und Leistungen aufgrund des Geschlechts, wäre nicht nur bei Preisvergaben und Programmgestaltung wünschenswert.
Mehr Wissen und Daten zur Situation der verschiedenen Geschlechter im Berufsleben könnte durch langfristig finanzierte Studien erworben werden, die dann auch anschlussfähig an weitere europäische Studien sein sollten. Daran mangelt es derzeit noch, es fehlt die Finanzierung wie auch der Impuls aus dem männlich geprägten Wissenschaftsbereich.
Zuletzt fehlt in der Buchbranche eine unabhängige Meldestelle für sexistische Übergriffe wie z. B. Themis.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Wir rücken feministische Literatur und Literatur von Frauen auf verschiedenen Ebenen nachdrücklich in den Fokus. Diversität und intersektionaler Feminismus – wie auch der Diskurs um die verschiedenen Femismen – sind Themen, die an verschiedensten Stellen Debatten und Handeln beeinflussen. Die Sichtbarkeit der Leistung von Frauen in der Branche sowie auch ihre finanzielle Anerkennung wird lauter (und zunehmend wütend) eingefordert.
Sehr relevant sind auch die Bibliodiversität und die Stärkung der unabhängigen Verlage und Buchhandlungen.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Nochmals beschleunigt durch Corona ist das Netzwerk digitaler geworden, was mehr überregionale Kontakte und Engagement ermöglicht.
In der Buchbranche bemerken wir allgemein:
- Die Honorare stagnieren und können kaum erhöht werden, die Gehälter steigen aber nicht mit Lebenshaltungskosten
- Content wird in vielen Kanälen verwertet, aber der Aufwand auf Produktionsseite wird nicht angemessen honoriert, enge Preismargen werden durchgedrückt
- Mittlere- & Führungspositionen sind so belastend, dass sie teils nicht mehr besetzt werden können
- Viele Soloselbstständige seit jeher: Durch Pandemie nimmt Vereinzelung & Einzelkämpferinnentum noch mehr zu → Vernetzung wird umso wichtiger
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Ganz knapp: Networking works. Denn: Nicht Brot, nicht Quark, Solidarität macht stark.
Nicht so erfreulich ist allerdings: Trotz Studien und fundierter Daten ändert sich nur wenig und sehr langsam etwas an den sexistischen Strukturen. Die Situation von Frauen in der Branche bleibt unsichtbarer und prekärer als von Männern im selben Beruf.
Feministische Arbeit ist also noch lange nicht überflüssig.
Weitere Informationen zu den BücherFrauen finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank sammeln sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.