ProQuote Medien
Gründungsjahr: 2012
Gründungsimpuls: mehr Gerechtigkeit und Sichtbarkeit für Frauen im Journalismus
Ziele des Netzwerks: Frauen an die Spitze; 50 Prozent Frauen in Führungspositionen in den Medien
Finanzierung: Mitgliederbeiträge, projektbezogene Fördermittel
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Wir setzen uns für mehr Frauen in Führung und mehr Diversität im Journalismus ein. Denn eine Parität gibt es in den Medien noch längst nicht. Dabei ist seit Langem bekannt, dass gemischte Teams für mehr Erfolg stehen und insofern auch im Interesse der Unternehmen sind. Wir von ProQuote Medien sorgen dafür, dass das Thema im Bewusstsein bleibt. Was ist erforderlich? Einfach machen! Chefinnen und Chefs sollten journalistische Führungspositionen mit Frauen besetzen. So können mehr Role Models entstehen. Geschlechtergerechtigkeit im Arbeits- wie auch im häuslichen Umfeld gibt es erst, wenn sie gelebt wird. Konkret hilft dabei z. B. eine Flexibilisierung bei der Ausgestaltung von Führungspositionen, individuelle Arbeitszeitmodelle und der Blick auf eine Work-Life-Balance, die auch in höheren Positionen möglich sein muss.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Wichtig ist für uns, dass wir Frauen in all ihrer Diversität vertreten. Unser Ziel: „Frauen an die Spitze“ haben wir ergänzt durch „divers an die Spitze“. Damit verdeutlichen wir, dass sich ProQuote Medien für Frauen in all ihrer Vielfalt einsetzt. Übrigens genauso wichtig sind dabei Männer, die unsere Ziele unterstützen.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Seit 2012 zählen wir halbjährlich die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen beispielsweise bei Bild, Spiegel, Focus, Stern, Zeit, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung oder Welt. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Print- und Online-Impressen, wobei nach Hierarchieebenen gewichtet wird: je höher die Position, desto größer die Machtfülle. Und da hat sich seit unserer Gründung schon einiges getan: Noch vor wenigen Jahren lag der Anteil von Chefinnen bei den sogenannten Leitmedien im Printbereich bei unter 20 Prozent. Inzwischen hat er sich auf etwa 35 Prozent fast verdoppelt. Das gesellschaftliche Bewusstsein hat sich entwickelt. Wir von ProQuote Medien denken, dass wir durch unsere Arbeit dazu beitragen konnten. Eine amerikanische Studie hat das 2021 sogar bestätigt: „The ProQuote initiative: women journalists in Germany push to revolutionize newsroom leadership: Feminist Media Studies“ (Vol. 22, No. 5; tandfonline.com). Was als eine Art Guerilla-Aktion gestartet ist, ist inzwischen zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Andere ProQuote-Vereine haben sich gegründet: wie z. B. ProQuote Film.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Wir sehen, dass sie wirkt. Unser ehrenamtliches Engagement und unermüdliches Netzwerken aller Mitglieder führt zu einer großen Solidarität untereinander. Sie hat bis hoch in die Hierarchien der Medienhäuser und Sender in den letzten Jahren zu einem Umdenken geführt. Heutzutage können die wenigsten Häuser eine rein männlich geprägte Führungsebene ernsthaft vertreten. Das hat sich im Vergleich zum Anfang verändert. Dennoch bleibt genügend zu tun. Erfreulich ist der Anteil an jungen Journalistinnen, die sich neu engagieren. Feminismus ist kein verpöntes Wort, sondern eine moderne Einstellung. Was zählt, ist das gegenseitige Empowerment. Keine Jammerei über verpasste Chancen, sondern der Wille zur Veränderung, bis eine Parität in den Medienhäusern selbstverständlich geworden ist.
Weitere Informationen zu ProQuote Medien finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank sammeln sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.