MELODIVA / Frauen* Musik Büro
Gründungsjahr: 1984
Gründungsimpuls: Organisieren von Frauen*-Musik-Veranstaltungen & eine bessere Vernetzung von Musikerinnen*
Ziele des Netzwerks: MELODIVA fördert, präsentiert, unterstützt und vernetzt Musikerinnen* im Popularmusikbereich, um der Unterrepräsentanz vor allem von Instrumentalistinnen* und Komponistinnen* entgegenzuwirken und ihnen in der Öffentlichkeit eine Plattform zu geben.
Finanzierung: Mitgliederbeiträge, Förderung Frauenreferat Frankfurt, projektgebundene Zuschüsse, Spenden
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Geschlechtergerechtigkeit fängt bei der Instrumentenwahl im Kindesalter an: Mädchen* brauchen Angebote, in denen sie sich ohne Beurteilung und Zuschreibungen für ein Instrument entscheiden und musikalisch entfalten können. Sie brauchen Safe Spaces und vielfältige Role Models, um sich jenseits von Stereotypen entwickeln zu können. Doch nach wie vor ist der Lehrbetrieb an Musik- und Hochschulen vor allem an den Instrumenten männlich dominiert und es fehlt an weiblichen* Vorbildern. Dies gilt es dringend zu ändern.
Geschlechtergerechtigkeit im Musikbetrieb kann auch nur erreicht werden, wenn sich alle Akteur*innen in „Gatekeeper“-Funktion über ihre eigene Verantwortung bewusst werden. Denn sie entscheiden, wer für ein Konzert gebucht und im Radio gespielt wird und einen Plattenvertrag oder ein Stipendium bekommt – also letztlich darüber, wer eine Chance auf eine erfolgreiche Musikkarriere bekommt und wer nicht. Hier braucht es ein Umdenken und ein Bekenntnis für mehr Vielfalt, den Willen, neue Wege zu gehen und über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Natürlich braucht es auch Maßnahmen, die die musikalische Entwicklung von Mädchen* und Frauen* ganz konkret und praktisch fördern: Mentoringprogramme, Nachwuchs- und Workshopangebote, gut bezahlte Gigs, Auflagen bei kommunalen Förderprogrammen (z.B. eine bestimmte Quote bei Festivals), Netzwerke und dergleichen mehr.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Ganz allgemein gibt es bei den Musikerinnen* ein stärkeres Bewusstsein für Diskriminierung und ein Erstarken feministischer Ideen, das Bedürfnis nach Selbstorganisation, DIY und Empowerment gerade bei jungen FLINTA*-Musikerinnen*. Das Networking hat stark an Bedeutung gewonnen.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Durch die zunehmende Bedeutung der sozialen Medien hat sich unsere Arbeit vom klassischen „Musikjournal“ weg und in die sozialen Medien verlagert, wo wir die junge Zielgruppe besser erreichen. Durch die Digitalisierung haben sich auch die Möglichkeiten für Musikerinnen* erweitert, sich selbst zu vermarkten; hier leisten wir mit Beratung und unseren Angeboten vermehrt Unterstützung. Das Networking zu anderen Initiativen, Veranstalterinnen* und Musikerinnen*, aber auch die Arbeit in kulturpolitischen Gremien hat zugenommen. Dadurch ergeben sich mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Ohne Networking geht gar nichts: „Allein ist man schnell, gemeinsam kommt man weiter“.
Das Online-Musikjournal MELODIVA wird vom Frauen Musik Büro Frankfurt herausgegeben und ist Deutschlands erstes und einziges Musik-Journal, das ausschließlich über Frauen im Musikgeschäft informiert. In der Nachwuchsredaktion MELODITA – girls‘ music jounrnal berichten seit 2014 zusätzlich Mädchen und junge Frauen über Aktuelles aus dem Musikbereich. Das Frauen Musik Büro, dessen Träger der Verein Frauen machen Musik e. V. ist, organisiert außerdem mehrmals jährlich Workshops und MELODIVA Club Concerts. Weitere Informationen finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank finden sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.