Ausstellung im Städel Museum
Yvonne de Andrés
Der Katalog zur Ausstellung „Städel Frauen“ im Frankfurter Städel Museum beleuchtet den lange vernachlässigten Beitrag von Künstlerinnen zur Kunst der Moderne. Gezeigt werden über 80 Werke von 26 Künstlerinnen, die sich um 1900 trotz zahlreicher Hindernisse im männlich dominierten Kunstbetrieb behaupteten. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Netzwerke, die sich zwischen Paris und Frankfurt entwickelten, um die künstlerische Ausbildung zu fördern und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen. Wichtige Figuren wie Ottilie W. Roederstein und Louise Breslau prägten diese Gemeinschaft und waren einflussreiche Akteurinnen in der Kunstszene ihrer Zeit.
Die umfangreichen Recherchen basieren auf dem Roederstein-Archiv des Städel Museums. Dort fanden sich zahlreiche Briefe und Fotografien, die die enge Verbindung zwischen Roederstein und anderen Künstlerinnen wie Elizabeth Nourse dokumentieren. Vor allem Paris bot in den 1880er Jahren mehr Freiheiten und Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen als Deutschland; Frankfurt allerdings hatte mit der Städelschule schon früh eine Plattform für die Ausbildung von Künstlerinnen geschaffen. Diese internationalen Netzwerke zwischen den Städten spielten eine entscheidende Rolle für den Erfolg vieler Künstlerinnen. „Städel Frauen“ zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Verbindungen für die künstlerische und gesellschaftliche Emanzipation der Frauen waren. Sie korrigiert die kunsthistorische Wahrnehmung, indem sie den Künstlerinnen den ihnen lange verwehrten Platz zurückgibt. Neu ist die detaillierte Aufarbeitung dieser Netzwerke, die nicht nur die Kunstgeschichte, sondern auch die Rolle der Frauen darin neu bewertet.
Städel | Frauen – Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900. (Hg.) Alexander Eiling, Eva-Maria Höllerer, Aude-Line Schamschula. München 2024.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/24.