Teamgeist, Klarheit und Freundlichkeit: Das sind die drei Attribute, die mir zum Thema Führung wichtig sind und an denen ich mich auch messen lassen möchte. Ich bin davon überzeugt, dass gute Zusammenarbeit nur in einer vertrauensvollen, angenehmen Atmosphäre funktioniert und nur die Teamleistung am Ende zum Erfolg führt. Dennoch bin ich in meinen Standpunkten immer klar und scheue mich auch nicht davor, unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
Christine Berg ist Vorstandsvorsitzende des HDF Kino.
Für mich ist es als Führungskraft besonders wichtig, dass das Team, das ich leite, bewusst, effizient und erfolgreich die Deutsch-Französische Hochschule und ihr Netzwerk weiter voranbringt, dabei möglichst Spaß hat und sich weiterentwickeln kann, und dass alle an einem Strang ziehen. Ich glaube jedoch – und will hoffen –, dass alle in der Führungsposition ein ähnliches Ziel verfolgen! Dabei ist es mir wichtig, dass, ganz egal ob m/w/d, allen Mitarbeitenden die Möglichkeit gegeben wird, sich im Arbeitsleben zu entfalten, und dass sie, soweit wie möglich, vorankommen können– Unterschieden der Ausgangspositionen, des sozialen oder familiären Umfelds, des kulturellen Habitus zum Trotz. Dies verlangt oft, dass ganz konkret auf die Bedingungen geachtet wird, die diese Freiheit im Denken und Handeln gewährleisten. Das fängt schon im Kopf an! Dass Frauen gleichberechtigt und selbstbewusst wahrgenommen werden, dass sie sich in der Arbeitswelt frei bewegen bzw. problemlos behaupten können, sollte nun endlich umgesetzt werden.
Marjorie Berthomier ist Generalsekretärin der Deutsch-Französischen Hochschule.
Verantwortung, Vertrauen und Kritik – das sind für mich drei Grundelemente guter Führung (unabhängig vom Geschlecht): Erstens: Verantwortung übernehmen – für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für deren Arbeit, aber auch für eigene Entscheidungen und für gute Rahmenbedingungen zu sorgen, sodass ein Team auf Augenhöhe und respektvoll miteinander arbeiten kann. Zweitens: Vertrauen – die Stärken der Kolleginnen und Kollegen kennen und die Schwächen respektieren. Drittens: kritikfähig bleiben – für die eigene Arbeit und Person, aber auch den Kolleginnen und Kollegen gegenüber.
Yvonne Büdenhölzer ist Künstlerische Leiterin des Theatertreffens 2012–2022.
Ich schätze es, als Führungskraft in einer Position zu sein, in der ich gestalten und Dinge möglich machen, Voraussetzungen schaffen und den Rahmen geben kann für relevante Projekte und sinnvolle Begegungen. Am liebsten entwickle ich diese gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen, wobei mir deren Sichtbarkeit auch in der Umsetzung wichtig ist. Mir sind vielfältige Teams ein Anliegen, wobei ich im Rahmen meiner Tätigkeit explizit junge Frauen ermutige, Verantwortung und Führungsaufgaben zu übernehmen.
Angelika Eder ist Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Genshagen.
Über diese Frage musste ich erstaunlicherweise länger nachdenken. Für mich als Führungskraft ist es wichtig, das große Ganze unseres Unternehmens im Blick zu behalten, ein gutes Betriebsklima anzustreben, Konflikte, seien sie intern oder extern, anzusprechen, zu klären und, wenn möglich, zu lösen, Produkte zu schaffen, die etwas bewirken – und natürlich Gewinn (schlechtestenfalls keinen Verlust) zu machen. Vielleicht ist es »weiblich«, dass der Gewinn nach dem Betriebsklima kommt? Wichtig ist es mir, von Männern und Frauen gleichermaßen respektiert zu werden.
Barbara Haack ist Verlagsleiterin des ConBrio Verlages und Mitherausgeberin der neuen musikzeitung.
Da es mittlerweile viele Arbeitsgebiete gibt, in denen fast ausschließlich Frauen tätig sind, wird deutlich, dass diese Berufe weiterhin eine schleichende gesellschaftliche Abwertung erfahren. Das zu ändern ist mir wichtig. So versuche ich, einerseits möglichst diverse Teams aufzustellen und andererseits meinen Mitarbeiterinnen beizubringen, ihre Qualifikationen klarer zu artikulieren. Falsche Bescheidenheit gehört nach meiner Erfahrung noch immer zu den größten Hürden für den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen.
Christiane Lange ist Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart.
Gute Führung braucht Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsbereitschaft und nicht selten Mut. Kolleginnen und Kollegen sollten möglichst vor Entscheidungen ins Boot geholt werden, dann fühlen sie sich mitverantwortlich. Außerdem müssen Entscheidungen transparent gemacht werden. Gute weibliche Führung heißt darüber hinaus, Frauen in allen Lebenslagen, vor allem aber die Mütter, zu fördern – zugunsten aller. Warum? Frauen sind Organisationsgenies, denn organisieren tun sie den lieben langen Tag.
Regula Rapp ist Rektorin der Barenboim-Said Akademie Berlin.
Ehrlich gesagt, diese Frage stellt sich mir so nicht. Ich kann lediglich darüber sprechen, was für mich als Führungskraft wichtig ist. Das sind Offenheit, Transparenz, Augenhöhe und Vertrauen. Ich freue mich über und bin immer offen für Vorschläge und Anregungen aus dem Team. Da nicht immer alles umgesetzt werden kann, ist es so wichtig, dass die Entscheidungen, die getroffen werden, nachvollziehbar und belastbar sind. Museumsarbeit ist Teamarbeit. Jede/r hat seine Aufgabe und Kompetenz und trägt seinen Teil zum Erfolg bei – das wird gefeiert und wertgeschätzt.
Anja Schaluschke ist Direktorin des Museums für Kommunikation Berlin und stellvertretende Kuratorin der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.
Ganz unabhängig vom Geschlecht ist mir die Förderung von Mitarbeitenden sehr wichtig. Gerade Frauen müssen durchsetzungsfähig sein, darin kann und will ich Vorbild sein. Weil Unterschiede im Verhalten von Männern und Frauen nach wie vor ausgeprägt sind, auch im Kulturbereich, möchte ich mit meiner Erfahrung Frauen beraten und sie ermutigen, stärker in Führungsverantwortung zu gehen.
Kerstin Schilling ist Direktorin der Abteilung Schlossmanagement der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Als Führungskraft ist mir wichtig, dass die „Hierarchie“ nicht mehr ist als ein Werkzeug zur Arbeitsorganisation und dass es keine „sozialen Hierarchien“ gibt. Weiterhin, dass Vertrauen und Verlässlichkeit die Fundamente der Zusammenarbeit sind. Und zu guter Letzt, dass die Arbeit ausreichend Spielräume für andere Dinge lässt, die wichtig im Leben sind: sei es Familie, Freundinnen und Freunde, gesellschaftliches Engagement oder private Interessen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich diese Prioritäten meiner Identität als Frau zugeschrieben wissen möchte.
Meike Schlicht ist Partnerin und Geschäftsführerin der Metrum Managementberatung.
Alle guten Führungskräfte müssen eine gute Führungspersönlichkeit sein, Ziele setzen und erreichen. Dazu ist es wichtig, dass man sich als Teamplayer versteht mit wertschätzendem Umgang im Team; dass man sich fehlertolerant verhält und Vertrauen hat in die Fähigkeit der Mitarbeitenden; dass man ihnen Anerkennung zeigt und gut zuhört. Für mich ist es wesentlich, zu gestalten und bei Veränderungen mitwirken und meine persönlichen Stärken einbringen zu können. Das will ich auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen. Daneben sind lebenslanges Lernen und die Lust auf Weiterentwicklung bedeutsame Triebkräfte.
Felicia Sternfeld ist Geschäftsführende Direktorin des Europäischen Hansemuseums.
Ein anderes Denken über die Rolle und Aufgabe von Menschen in Führungspositionen tut not. Es sollte weniger darum gehen, uns als Führungs-„Persönlichkeiten“ zu begreifen, sondern als gemeinsam – mit dem Team – Lernende, offen für Wissensinput, Coaching, Selbstreflexion. Und ja, auch für Agilität! So definieren und verfolgen wir am HAU Hebbel am Ufer gemeinsam kurzfristige und langfristige Ziele. Dafür gibt es aufgebaute Strukturen und Methoden, die die Mitarbeitenden selbst fordern und die sie vor allem auch fördern. Ich denke, dass Menschen mit Diskriminierungserfahrungen – und aus meiner Sicht gehört auch jede Frau dazu! – ein kritisches Bewusstsein für Diversitätsfragen und Machtstrukturen mitbringen und dadurch die Herausforderungen unserer Gegenwart und Zukunft in den Theater- und Kulturinstitutionen besser verstehen und verkörpern können.
Annemie Vanackere ist Intendantin und Geschäftsführerin des HAU Hebbel am Ufer.
Wir leben in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft immer mehr ausdifferenziert. Damit umzugehen ist für alle Führungskräfte gleichermaßen herausfordernd. Als Medienunternehmen müssen wir uns darauf einstellen, nicht mehr ein Programm für möglichst viele zu machen, sondern viele Programme für viele unterschiedliche Zielgruppen. Wie kann das gelingen? Mir ist besonders wichtig, dass sich die bunte Lebens- und Meinungswirklichkeit unserer Gesellschaft auch in der Belegschaft wiederfindet. Vielfältige Teams sind eine Bereicherung. Denn wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Erfahrungen und Lebensgeschichten zusammenarbeiten, versetzt uns diese Polyperspektivität auch in die Lage, kreativ und flexibel mit Herausforderungen umzugehen.
Katja Wildermuth ist Intendantin des Bayerischen Rundfunks.
Dieser Text ist Teil des Dossiers „Frauen in Führung“. Die einzelnen Beiträge des Dossiers werden durch Illustrationen prägender Frauen aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart begleitet.