1:1-Mentoring-Programm für Frauen in Kultur und Medien
Von Cornelie Kunkat
Das Mentoring-Programm des Deutschen Kulturrates für Frauen in Kultur und Medien ist in seine zweite Runde gestartet. 24 neue Tandems konnten gebildet werden – fast doppelt so viele wie in der ersten Runde. Den Auftakt bildete ein Netzwerktreffen aller Mentees, Mentorinnen und Mentoren der ersten zwei Durchläufe: Fast 60 Kulturschaffende aus dem gesamten Bundesgebiet sind Mitte Februar zum Austausch zusammengekommen.
Doch nicht erst seit Kurzem beschäftigt sich der Deutsche Kulturrat mit der beruflichen Situation von Frauen in Kultur und Medien. Nach zwei vorausgehenden Untersuchungen Mitte der 1990er Jahre veröffentlichte der Deutsche Kulturrat 2016 eine rund 500 Seiten umfassende Studie, die detailliert darlegt, dass von Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbereich immer noch keine Rede sein kann. Die Studie stieß auf großes Interesse in Öffentlichkeit und Fachkreisen, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters setzte als Konsequenz einen Runden Tisch ein. Hieraus resultierte schließlich die Einrichtung des beim Deutschen Kulturrat angesiedelten Projektes „Frauen in Kultur und Medien“ im Juli 2017. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre. Das Projekt zielt darauf ab, den Diskurs zur Geschlechtergerechtigkeit zu unterstützen und mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen, wie vertiefenden Daten-Reports, Gremien- und Netzwerkarbeit, umfangreichen Dossiers zum Thema und einem bundesweiten Mentoring-Programm, zu unterlegen.
Das Mentoring-Programm ist – wie eingangs erwähnt – Mitte Februar bereits erfolgreich in seine zweite Runde gestartet. Das Programm richtet sich an Frauen, die eine Führungsposition im Kultur- und Medienbereich anstreben. Ziele des halbjährlichen Mentorings sind strategische Karriereberatung, praxisbezogene Unterstützung, die Verortung der Mentees in der Kultur-Community sowie der Aufbau eines Alumni-Netzwerkes. Die Mentees sollen vom Erfahrungsschatz und Netzwerk erfolgreicher Berufskolleginnen profitieren, damit langfristig mehr Frauen an den Schaltstellen von Kultur- und Medienwirtschaft bzw. -politik vertreten sind.
Im Mai 2018 startete die erste Runde mit insgesamt 13 Tandems. Unter den zwölf Mentorinnen und einem Mentor waren leitende Persönlichkeiten aus der Literaturlandschaft und dem Theaterbereich, aus Medien und Kulturmanagement. Auch eine Regisseurin und eine Komponistin konnten gewonnen werden. Staatsministerin Grütters, deren Haus das Projekt und somit auch das Mentoring-Programm finanziert, stellte sich ebenfalls als Mentorin in der ersten Runde zur Verfügung.
Während die Mentorinnen und Mentoren – sie alle sind erfolgreich, in ihrem Fach exzellent und verfügen über ein weit gespanntes Netzwerk – vom Deutschen Kulturrat individuell mit der Frage angesprochen werden, ob sie sich eine ehrenamtliche Mitwirkung im Programm vorstellen können, erfolgt die Auswahl der Mentees über ein öffentliches Bewerbungsverfahren. Interessierte Frauen, die in anspruchsvolle Führungspositionen vorstoßen möchten, einen interessanten Lebenslauf vorweisen und seit mindestens zehn Jahren berufstätig sind, können sich beim Deutschen Kulturrat als Mentee bewerben. Die Mentees sind aufgerufen, neben der Einreichung üblicher Bewerbungsunterlagen, auch ihrerseits Erwartungen an das Programm sowie ihre Karriereziele zu formulieren, um die Passgenauigkeit der Tandems zu optimieren. Nach einer Vorauswahl seitens des Projektbüros haben schließlich die Mentorinnen und Mentoren die Möglichkeit, sich eine passende Mentee auszusuchen.
Die 1:1-Konstellation erlaubt es, dass die Mentee ihre ganz individuelle Berufssituation beschreiben und selber definieren kann, ob es ihr beim Mentoring eher um strategische Karriereberatung geht, eine Unterstützung beim Schritt in die Selbständigkeit, die Stärkung von Verhandlungsgeschick und Auftreten oder die Beratung bezüglich der Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Wie der erste Durchgang gezeigt hat, verlaufen die Mentorings alle sehr individuell – nicht zuletzt, weil jede Kultursparte ganz eigene Gesetzmäßigkeiten mit sich bringt. Allen Tandems der ersten Runde jedoch war gemein, dass das halbe Jahr ausreichend Zeit bot, sich gegenseitig kennenzulernen und eine Gesprächsbasis aufzubauen, die es erlaubt, dass sich alle Mentees auch langfristig in Entscheidungssituationen an ihre Mentorin oder ihren Mentor wenden können – eine wertvolle Bilanz nach dem ersten Durchgang, dessen Evaluation gerade durchgeführt wird.
In der ersten Runde bewarben sich auf 13 Mentorinnen und Mentoren knapp 300 Mentees. Der enorme Rücklauf ist ein Beleg dafür, dass sich ambitionierte Kulturschaffende von diesem Angebot einen positiven Effekt auf ihren Karriereweg versprechen und dass es bundesweit viele Frauen mit Führungswillen und -anspruch in allen Kultursparten gibt. Auch in der zweiten Runde waren sowohl die Bewerberinnenzahl mit rund 220 Eingängen als auch die Bereitschaft von Mentorinnen und Mentoren, die Mentees ehrenamtlich zu unterstützen, enorm. Viele der Mentorinnen und Mentoren meldeten sich initiativ beim Deutschen Kulturrat, weil sie von diesem Programm bereits gehört hatten, es überzeugend finden und sich ihrerseits ein solches auf ihrem Karriereweg gewünscht hätten. Die Tandems der zweiten Runde setzen sich aus den folgenden Sparten zusammen: Theater (4), Medien (4), Literatur (3), Musik (3), Film (3), Bildende Kunst (2), Kulturmanagement (2) sowie jeweils einem Tandem aus den Bereichen Design, Museum und kulturelle Bildung.
Der Deutsche Kulturrat will mit dem Mentoring-Programm größtmögliche Hebelwirkung für die Geschlechtergerechtigkeit erzielen, da es im Kultur- und Medienbereich bisher kaum Förderprogramme für Frauen gibt, die explizit in Führungspositionen vorstoßen möchten. Eine Ausnahme bilden Programme für angehende Professorinnen. Die Resonanz auf das Programm ist enorm, sicher auch deshalb, weil das Mentoring in einem idealen Zeitfenster angeboten wird. Die gut zehnjährige Berufserfahrung fällt in eine Lebensphase, die besonders wichtig für den weiteren Karriereweg ist. Denn in diesen Jahren müssen die richtigen Weichen gestellt werden, um strategisch wichtige Positionen auszufüllen und diese gegebenenfalls auch in die Familienplanung partnerschaftlich zu integrieren.
Cornelie Kunkat ist Referentin für Frauen in Kultur und Medien beim Deutschen Kulturrat.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 3|2019.