Vergessene Stimmen: Die Frauen der Gruppe 47 und ihre Bedeutung
Yvonne de Andrés
Nicole Seifert beleuchtet in ihrem neuen Buch die oft übersehenen weiblichen Mitglieder der legendären Gruppe 47, einem wichtigen Diskussionsforum der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie stellt bemerkenswerte Autorinnen wie Ingeborg Bachmann, Ilse Schneider-Lengyel, Ruth Rehmann, Gabriele Wohmann, Gisela Elsner und andere vor, die an den Treffen teilnahmen, aber in der Literaturgeschichte oft vernachlässigt wurden.
„Jede Frau erfährt Gegenwind und Kritik. Außergewöhnliche Frauen erfahren besonders viel davon. Und diese Kritik existiert immer in einem sexistischen Kontext, genauso wie alles andere im Leben einer Frau“, sagt die Autorin Jia Tolentino. Seifert greift dieses Zitat auf, um zu zeigen, dass der Ausschluss dieser Autorinnen aus dem literarischen Kanon nichts mit der Qualität ihrer Werke zu tun hat. Ihr Ziel ist es, die Geschichte und das Werk dieser Autorinnen wieder ins Bewusstsein zu rücken und die oft einseitigen Darstellungen zu korrigieren, die sie nur als „begehrenswerte Körper“ oder „tragische Wesen“, nicht aber als ernstzunehmende Schriftstellerinnen porträtieren.
Das Buch bietet Einblicke in ihr Leben und Werk und erweitert das Verständnis der Gruppe 47 und der Nachkriegsliteratur. Es zeigt, wie Frauen übergangen wurden und wie wichtig es ist, ihre Stimmen wieder hörbar zu machen. Seiferts Buch wird bereits jetzt als wichtiger Beitrag zur Literaturgeschichte gewürdigt, der die Rolle und den Einfluss der Frauen in der Gruppe 47 aufzeigt und die literaturwissenschaftliche Debatte erweitert.
Weitere Informationen zum Buch finden Sie auf der Webseite von Kiepenheuer & Witsch.
Nicole Seifert. „Einige Herren sagten etwas dazu“. Die Autorinnen der Gruppe 47. Köln 2024.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/24.