Arbeitsmarkt und Familie: Wie können wir die Arbeitswelt familienfreundliche gestalten? Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)
„Heute verbringen Eltern viel mehr Zeit mit Arbeit, dies begründet sich mit der vermehrten, klar begrüßenswerten Arbeitstätigkeit von Frauen“ so Britta Altenkamp, Vorsitzende des Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF). Dennoch sollte die Arbeit zum Leben passen und nicht das Leben zur Arbeit, „denn auch Sorgearbeit muss Teil von einer Erwerbsbiografie sein können.“ Die Tagung „Arbeitsmarkt und Familie: Wie können wir die Arbeitswelt familienfreundlich gestalten“ des Zukunftsforum Familie e.V. nahm neben einer Betrachtung der aktuellen Situation auch die Zukunft von Arbeit und Familie in den Blick.
Prof. Dr. Bettina Kohlrausch lieferte eine Bestandsaufnahme, indem sie die Aufgabenverteilung während der Corona-Pandemie betrachtete. Vermehrt Frauen haben in dieser Zeit ihre Arbeitszeit reduziert, waren flexibler und fingen die Ungewissheit der Betreuung in KiTa und Schule auf. Dies führte auch zu einer stärkeren sozio-emotionalen Belastung. Die Möglichkeit mobil oder im Home-Office zu arbeiten, sei hier keine optimale Lösung, denn dafür müssen bestimmte Voraussetzungen, wie z.B. die Möglichkeit der räumlichen Abgrenzung, erfüllt werden. Den „Gamechanger“ für eine erfolgreiche Gleichstellungspolitik sieht Kohlrausch nicht in der Kinderbetreuung, sondern vielmehr in Arbeitszeitsouveränität und Arbeitszeitverkürzung.
Danach folge die Vorstellung des Netzwerkbüros „Erfolgsfaktor Familie“, dessen Projektleiterin Kirsten Frohnert die positiven Auswirkungen von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen ausführte. Im Anschluss ging es in zwei parallelen Panels weiter. Zum Thema „Zeit für ein neues ‚Normalarbeitsverhältnis‘“ diskutierten unter der Moderation von Sarah Clasen (AWO Bundesverband e.V.) Prof. Dr. Sigrid Betzelt, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und Anja Weusthoff aus der Abteilung Frauen, Gleichstellungs- und Familienpolitik des Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Im zweiten Panel kamen Dr. Cordula Zabel vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit und Anita Leese-Hehmke aus dem Vorstand des Zukunftsforum Familie e.V. sowie stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters Berlin Friedrichshain-Kreuzberg zum Thema „Arbeitsförderung familienfreundlich gestalten“ zusammen. Moderiert wurde die Diskussion von Alexander Nöhring, dem Geschäftsführer des ZFF.
Im letzten Programmpunkt fragte die Journalistin und Autorin Teresa Bücker, wie sich familienfreundliches Arbeiten der Zukunft gestaltet. Sie kam zu dem Schluss, dass für Care-Arbeit ein eigener Platz im Alltag geschaffen werden müsse. Familienfreundlichkeit sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die sich von der Erwerbsarbeitszentrierung gelöst und Arbeit umverteilt werden müsste. Geschlechtergerechtigkeit sei mit einer 40-Stunden-Woche nicht zu erreichen, so Bücker. Als zentrale Fragestellung kristallisierte sich in der Tagung die Zeit heraus; Zeit für Familie, Zeit für Arbeit, Zeit für sich selbst. Dies macht neugierig auf das Buch von Teresa Bücker „Alle Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit“, das am 19. Oktober erscheint .
Anne Lisa Martin