Journalistinnenbund
Gründungsjahr: 1987
Gründungsimpuls: Mehr Sichtbarkeit und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Journalismus
Ziele des Netzwerks: Wir setzen uns ein für Qualitätsjournalismus, Menschen- und Frauenrechte
Finanzierung: zu 80 Prozent über Mitgliedsbeiträge plus zweckgebundene Projektmittel
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
In Medien-Studiengängen, Journalismusschulen und Volontariaten sind Frauen teilweise deutlich in der Mehrheit. Einige Jahre nach dem oft vielversprechenden Start ihrer Karriere verschwinden sie. Das hängt teilweise mit der Familienfeindlichkeit des Berufes zusammen, der häufig Einsätze am Abend oder Wochenende fordert. Zum anderen gibt es in den meisten Redaktionen männliche Chefredakteure und entsprechende Seilschaften, die Männer befördern und Frauen benachteiligen. So sind z.B. in den rund 100 Regionalzeitungen in Deutschland nur etwa 10% der Chefredaktionen rein weiblich besetzt. Bei manchen Leitmedien ist es besser, z.B. bei taz und ZEIT, Schlusslichter sind FAZ und Focus und die Blätter des Springer-Konzerns. Wir müssen also weiterhin dafür kämpfen, dass Frauen in verantwortliche Positionen kommen und dann ihrerseits Frauen fördern. Nur so kann der weibliche Blick auf Themen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zum Tragen kommen.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Zum einen geht es darum, dass Frauen in gleicher Weise wie Männer ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden und auch in Führungspositionen aufsteigen. Zum anderen gibt es immer mehr prekär Beschäftigte im Journalismus, die von mageren Zeilenhonoraren leben müssen; davon sind Frauen besonders stark betroffen, da sie neben der Care-Arbeit für die Familie eine Tätigkeit als freie Journalistin oft einer Festanstellung vorziehen. Parallel zum Thema Frauen geht es aktuell immer mehr auch um Intersektionalität und Diversität in anderen Bereichen, also um Journalistinnen mit Migrationsgeschichte, mit anderem Bildungshintergrund, um die Teilhabe von PoC, Menschen mit Einschränkungen etc. Der Journalistinnenbund setzt sich für Frauen in ihrer ganzen Vielfalt ein.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Journalismus hat sich im Laufe der Jahre verändert und damit auch die Anforderungen an Journalist*innen: höherer Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, mehr Konkurrenz haben vor allem die verschiedenen Social-Media-Kanäle mit sich gebracht. Redakteur*innen sind heute nicht mehr alleinige Gatekeeper und bestimmen nicht mehr über die Themensetzung. Durch die Digitalisierung ändern sich auch die technischen Anforderungen ständig. All dem muss der jb bei der Unterstützung seiner Mitglieder Rechnung tragen.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Nur gemeinsam kommen wir weiter. Die Zusammenarbeit mit anderen Frauennetzwerken, in unserem Fall insbesondere mit ProQuote, Neue Deutsche Medienmacher*innen, Bücherfrauen oder BPW, hat sich bewährt: z.B. bei Themen wie mehr Diversität in die Redaktionen zu bringen oder Frauen in Führungspositionen einzufordern. Ebenso das Engagement in Dachverbänden wie dem Deutschen Kulturrat oder dem Deutschen Frauenrat, um generelle Anliegen wie das Bündnis gegen Sexismus oder die Berliner Erklärung für Gleichstellung von Frauen in Arbeitswelt und Gesellschaft voran zu bringen. Je mehr sich unsere Initiativen, Vereine, Verbände zusammentun, desto mehr können wir erreichen.
Weitere Informationen zum Journalistinnenbund finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank sammeln sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.