Mörderische Schwestern
Gründungsjahr: 1996, als Sisters in Crime German Chapter, seit 2012 als eingetragener Verein als Mörderische Schwestern e.V.
Gründungsimpuls: Die Grundidee der amerikanischen Vereinigung von Autorinnen, die Krimis schreiben, auf deutsche Bedürfnisse anzupassen und anzuwenden.
Ziele des Netzwerks: Förderung der von Frauen verfassten deutschsprachigen Kriminalliteratur, Vernetzung, gegenseitige Unterstützung und Information
Finanzierung: Mitgliedsbeiträge
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Im Literaturbetrieb geht es nach wie vor nicht gerecht zu. Das fängt bei den Rezensionen an, denn Bücher von Männern werden öfter besprochen. Auch erhalten Männer bei den Verlagen bessere Konditionen oder eher einen Vertrag als Frauen, weshalb viele Frauen versuchen, ihr Manuskript unter männlichem Pseudonym einzureichen. Die Jurys sind mehrheitlich mit Männern besetzt und Männer sind öfter als Frauen unter den Preisträger*innen. Wie in allen Branchen, sind in den Leitungspositionen im Literaturbetrieb vorwiegend Männer. Die Situation verbessert sich zwar in Minischritten, aber nach wie vor werden Autorinnen benachteiligt, wie die Studie #frauenzählen mit Zahlen beweist.
Schreibende Frauen sind oft nicht so frei wie ihre männlichen Kollegen. Sie können ihre sonstigen Arbeitsfelder wie Job, Familie etc. nicht einfach zur Seite legen und sich dem reinen Schreiben widmen. Daher brauchen Autorinnen mehr Unterstützung in Form von öffentlichen Förderprogrammen, bzw. Pläne zur Unterstützung.
Frauen neigen dazu sehr selbstkritisch zu sein und sich selbst einem großen Leistungsdruck zu unterwerfen. Sie wollen die perfekte Ehefrau, die perfekte Mutter sein und noch dazu im Beruf viel leisten. Hier gilt es, das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken, insbesondere der jungen, sodass sie sich nicht mehr zwischen Beruf, Karriere und Familie entscheiden müssen, was ein Mann seltener tut.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Die Sichtbarkeit ist wichtig bei den „Schwestern“. Schreiben allein ist zu wenig, sie müssen sich auch vermarkten und nach außen dringen, um wahrgenommen zu werden. Auch wenn sie als Autorin mit einem Verlag zusammenarbeiten, so tun diese sehr wenig für das Marketing und überlassen diese Aufgabe der Autorin. Die Sorge um von einer Künstlichen Intelligenz geschriebene Bücher wächst und damit auch die Angst, dass die Autorinnen von KI verdrängt werden und noch weniger von ihrer Arbeit leben könnten. Es gibt hier noch keine Regulierung und es herrscht eine Unsicherheit. Es gilt faire Teilhabe, faire Verträge, faire Bezahlungen in allen Vertriebskanälen zu erreichen – auch in denen, die sich immer wieder neu öffnen, die die Autorinnen nicht immer im Blick haben und oft dann bei der Monetisierung nicht berücksichtigt werden. Das Selfpublishing wächst, weil Autorinnnen so alles selbst in der Hand haben, anstelle mit einem Verlag zusammen zu arbeiten, dem sie nicht ganz vertrauen.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Unsere Aufgaben sind im Hinblick auf mehr Präsenz nach außen gewachsen. Wir suchen Themen, die neu sind und werden zusammen mit anderen Netzwerken, wie dem Netzwerk Autorenrechte, aktiv, machen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, fordern Politik und andere Akteure zum Handeln auf. Durch die Technologisierung im Buchgeschäft, sich verändernde äußere Umstände, Richtlinien etc. ist ein enormer Wissenstransfer nötig. Auch hier ist ein stetiger Wissensaufbau und Transfer notwendig. Es findet ein dynamisches Networking statt, unterschiedliche Kompetenzfelder gestalten sich über „handwerkliche“ Fragen hinaus, wie z. B. Recht, Marketing, Finanzierung etc. Wir gestalten im Netzwerk mehr Workshops zu diesen Skills – mit mehr Betonung auf Social Media. Und während der Coronapandemie hat eine verstärkte Digitalisierung innerhalb des Netzwerkes stattgefunden, auf die wir nicht mehr verzichten möchten und diese als festen Bestandteil aufgenommen haben. Dadurch ist die Kommunikation mit vielen möglich, was in Präsenz nicht immer möglich ist.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Auch wenn wir uns auf der einen Seite mit wichtigen Fragen über neue Techniken, Rechtslagen etc. beschäftigen, der persönliche Austausch ist unser Alleinstellungsmerkmal und ist im Kern unseres Netzwerkes verankert. Wir haben ein enormes Wissenspotenzial, wovon alle Autorinnen im Netzwerk profitieren. Entweder sehr privat über Mentoring oder Schreib-Buddys, oder themenbezogenen Austausch über Medien, Agentinnen, Verlage etc. oder auch über organisierte Seminare.
Weitere Informationen zu den Mörderischen Schwestern finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank sammeln sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.