Netzwerk Mutterschaft und Wissenschaft
Gründungsjahr: 2021
Gründungsimpuls: Diskriminierung von Müttern in der Wissenschaft
Ziele des Netzwerks: Die Diskriminierung von Müttern* und anderen unbezahlt Care-Arbeitenden in der Wissenschaft zu beenden
Finanzierung: Spenden und zukünftig auch Forschungsförderungen
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Eine echte Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mutterschaft sowie anderer Care-Arbeit kann nur dann erreicht werden, wenn Care-Arbeit als Querschnitts- und Leitungsthema in Wissenschaftseinrichtungen nachhaltig verankert wird und strukturelle Chancen- und Karrierenachteile für Mütter* und Menschen mit Care-Verantwortung abgeschafft werden. Mutterschaft, Elternschaft und unbezahlte Care-Arbeit dürfen nicht länger als Störung, sondern müssen als Bereicherung wissenschaftlicher Tätigkeit und des gesamten Wissenschaftsbetriebes gesehen werden.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Austausch, Vernetzung sowie die Kooperation mit anderen Netzwerken haben einen großen Stellenwert, um strukturelle Diskriminierung von Müttern* und anderen unbezahlt Care-Arbeitenden aufzudecken und sichtbar zu machen. Dabei gewinnt die Vernetzung auf lokaler Ebene, aber auch über Ländergrenzen hinweg, sowie zu Querschnittsthemen, wie Intersektionalität oder Alleinerziehenden, an Bedeutung. Handlungs- und Austauschbedarf gibt es insbesondere zu den Folgen der Pandemie und dem daraus entstandene Corona Gap, durch den sich die prekären Zustände, in denen sich viele Mütter* und Menschen mit Care-Verantwortung in der Wissenschaft befinden, verstärkt haben. Zudem gibt es einen motherhood data gap in der Wissenschaft, dem wir mit neuen Forschungsprojekten zu Mutterschaft begegnen wollen. Gerade entstehen vermehrt Impulse, diese Forschung auch in Deutschland weiter zu treiben und die Forschenden miteinander zu vernetzen.
Es gibt außerdem einen großen Bedarf an Weiterbildungen zum Thema. Wir haben Workshops für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt, wie zum Beispiel für Führungskräfte und Gleichstellungsbeauftragte in der Wissenschaft zu der Fragestellung, wie sie bessere Vereinbarkeit strukturell ermöglichen können. Zudem geben wir Workshops für intersektional Forschende, zur Integration der bisher kaum beachteten Diskriminierungskategorie „Elternschaft“ (Parental Status).
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
In den letzten zwei Jahren haben wir eine sehr große mediale Aufmerksamkeit erfahren. Wir sind von vielen großen Zeitungen und Radiostationen interviewt worden. Das Netzwerk ist gewachsen, die Reichweite auf den Social-Media-Kanälen Instagram und Twitter hat sich vergrößert. Wir arbeiten fortlaufend daran, die Arbeit des Netzwerks zu professionalisieren. Auch die Kommunikation innerhalb des Netzwerks haben wir auf eine eigene Mailingliste umgestellt, über die die Netzwerker*innen untereinander kommunizieren können. Seit ca. einem Jahr versenden wir eine monatliche Rundmail mit aktuellen Veranstaltungstipps und Hinweisen auf spannende Ausschreibungen, Kampagnen oder Projekte rund um das Thema Mutterschaft und Wissenschaft. Zudem veranstalten wir jeden Monat einen Online Circle, bei dem sich Netzwerker*innen und Gäste zu verschiedenen Themen wie z.B. internationalen Perspektiven auf Mutterschaft und Wissenschaft, dem Tabu Mutterschaft oder auch zu Vaterschaft und Wissenschaft vernetzen und austauschen können. Außerdem werden wir seit knapp drei Jahren kontinuierlich zu Lesungen und Vorträgen in ganz Deutschland eingeladen und für Workshops engagiert.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Der Bedarf für Austausch über das Erleben von alltäglichen diskriminierenden Erfahrungen von Müttern* in der Wissenschaft ist groß. Die Individualisierung und Tabuisierung dieser Erfahrungen muss aufgebrochen werden, damit strukturelle Dimensionen der Benachteiligung und Diskriminierung von Müttern* und Menschen mit Care-Verantwortung im Wissenschaftsbetrieb überhaupt erst sichtbar, artikulierbar und schließlich veränderbar werden. Die Vernetzung von Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, sowie verschiedensten Akteuer*innen, die in diesem Feld agieren, ist ein wichtiges Element, um dagegen anzukämpfen. UND: Wir brauchen unbedingt mehr Forschung zu Mutterschaft – nicht nur in der Wissenschaft – sondern in allen Bereichen. Es gibt zum „Tabu Mutter“, wie wir es nennen, ein großes Forschungsdesiderat in Deutschland. Das wollen das ändern und Wissen über Mütter, Mutterschaft und Muttersein (mothering) generieren.
Weitere Informationen zum Netzwerk Mutterschaft und Wissenschaft finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank sammeln sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.