Pro Quote Bühne
Gründungsjahr: 2017
Gründungsimpuls: mehr Gerechtigkeit und Sichtbarkeit von Frauen in der deutschen Theaterlandschaft
Ziele des Netzwerks: Förderung von beruflicher Gleichstellung und Vielfalt in Theaterberufen, 50 %ige FLINTA*-Quote in allen künstlerischen Theater-Ressorts
Finanzierung: Mitgliederbeiträge, Spenden
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Es braucht ein intersektionales Gender Monitoring um den Status Quo zu ermitteln, das regelmäßig und verpflichtend erhoben wird.
Die Vergabe von staatlichen Geldern (Förderungen, Preise etc.) sollte an Geschlechterkriterien geknüpft sein; also ein intersektionales Genderbudgeting.
Es braucht auch den politischen Willen, Leitungspositionen geschlechtergerecht und divers zu besetzen, ebenso die Ensembles.
Darüber hinaus ein Bewusstsein über Diskriminierungsfaktoren, die dazu führen, dass FLINTA* Personen und andere marginalisierte Gruppen benachteiligt werden.
Und die Aufklärung der Gesellschaft bezüglich des Machtmissbrauchs und Diskriminierung, die in Theatern praktiziert werden.
Arbeitgeber:innen- und Arbeitnehmer:innenorganisationen könnten die Diskriminierung und die Missstände gemeinsam aus dem Weg räumen.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Die ausländischen Streamingplattformen haben die #Me Too-Debatte am schnellsten aufgegriffen und strukturelle Änderungen vorgenommen. Zudem wurden in den letzten Jahren mehr Serien und Filme von und mit FLINTA* Personen gedreht. Themen wie Diskriminierung, Machtmissbrauch, Care-Arbeit und Gender-Pay-Gap haben hierzulande die Kantinen der Theater erreicht. Auch in den Bildungsinstitutionen werden sie aufgegriffen, Diskussionen, Papiere und Workshops angeboten. Eine erste Sensibilisierung ist bereits vorhanden, jedoch fehlen noch die Anbindung an eine gesamtgesellschaftliche Debatte und konkrete Strategien, um echte nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Durch die Vernetzung mit Vereinen, Verbänden und Initiativen erhöht sich unsere Durchschlagkraft. Unsere Expertise können wir durch in der Branche in verschiedenen Kontexten sowohl erweitern, als auch mit einbringen. Andererseits stellen wir mittlerweile fest, dass wir mit unseren Ressourcen an Machbarkeitsgrenzen stoßen. Was wir dringend benötigen, ist eine strukturelle Förderung, die es uns erlaubt unseren Wirksamkeitskreis zu erweitern und zu verstetigen. Im Umgang mit Institutionen erleben wir immer mehr direkte Wertschätzung, die sich in konstruktiven Gesprächen auf Augenhöhe ausdrückt. Wir nehmen Bewegung und Veränderung in die richtige Richtung wahr. Die Quote beim Theatertreffen hat die Perspektiven von FLINTA* Personen endlich sichtbar gemacht. An einigen Theatern gelangen Teams in die Leitungsposition, was unserer Auffassung von Leitung beziehungsweise flachen Hierarchien wesentlich näher kommt. Insofern gibt es viele gute Entwicklungen, jedoch wünschen wir uns schnellere und konsequentere Umsetzungen.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Die Machtstrukturen, die wir gerne abschaffen wollen, wirken auch in ehrenamtlichen beziehungsweise institutionell aufgestellten Organisationen. Daher erachten wir es als notwendig, die eigenen Strukturen und Privilegien immer wieder zu hinterfragen und einen solidarischen Umgang miteinander zu pflegen, um nicht die gleichen Verhaltensweisen und Strukturen zu reproduzieren, gegen die wir antreten.
Weitere Informationen zum ProQuote Bühne finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank finden sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.