Female Photoclub
Gründungsjahr: 2017 (Vereinsgründung 2020)
Gründungsimpuls: Frauen in der Fotografie werden in der Regel schlechter bezahlt, seltener gebucht und sind weniger sichtbar. Diesem Umstand gilt es entgegenzuwirken. Reine Frauengruppen bilden einen geschützten Rahmen, in dem sich offen ausgetauscht und gegenseitig gestärkt wird. Ein Safe Space ist im Berufskontext essenziell.
Ziele des Netzwerks: Unser Ziel ist es, die Sichtbarkeit von Fotografinnen zu erhöhen und auf Missstände in der Branche aufmerksam zu machen. Wir bieten internen Austausch, Unterstützung und umfangreiche Workshopangebote. Darüber hinaus gibt es auf unserer Webseite eine Suchfunktion, in der Fotografinnen nach Fachbereichen und Regionen gefunden werden können – dies ist ein gefragtes Tool für Agenturen und Redaktionen zu mehr Parität bei der Jobvergabe. Eine hohe Reichweite erzielen wir zudem über Newsletter, die Sozialen Netzwerke, regionale Ausstellungen und unseren monatlich erscheinenden Podcast.
Finanzierung: Mitgliederbeiträge
Was ist erforderlich, um Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Wirkungsfeld zu fördern?
Generell muss weiterhin auf Missstände aufmerksam gemacht werden und die Ursachen derer sollten tiefergehend erforscht werden. Laut einer Erhebung von ver.di, basierend auf Zahlen der Künstlersozialkasse von 2022, gibt es in der künstlerischen Fotografie, im Fotodesign und in der Werbefotografie einen Einkommensunterschied von 34 Prozent zwischen den Geschlechtern. Damit liegt die Fotografie ganz vorne beim Gender-Pay-Gap unter Kreativen. Konkreter gesprochen sollte sich auf Seite der Auftraggebenden, aber auch unter den Fotograf*innen selbst, ein größeres Bewusstsein dafür einstellen, dass die Arbeit von Fotografinnen genauso gut und viel wert ist, wie die der männlichen Kollegen und somit auch gleich vergütet werden sollte. Von innen heraus bedeutet es, Frauen in Honorarverhandlungen zu stärken und sie mit ihren eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten wahrzunehmen.
Auch inhaltlich verfallen Kund*innen und Entscheidungsträger*innen immer wieder in geschlechterspezifische Klischees. Hier gilt es, die eigenen Denkweisen und Muster zu hinterfragen. Erst dann kann es gelingen, neue Sichtweisen zu schaffen und echte Diversität zu leben. Unser Credo ist dabei, immer konstruktive Lösungsvorschläge mit an die Hand zu geben und nicht nur anzuprangern.
Dazu haben wir 2021 einen „Equality Guide“ veröffentlicht, der Menschen aus der Branche hilft, sich aktiv und passiv für mehr Gleichberechtigung und Diversität einzusetzen.
Welche Impulse nehmen Sie in Ihrem Netzwerk wahr? Können Sie Themenschwerpunkte identifizieren, die aktuell an Bedeutung gewinnen?
Die meisten Themen, die uns aktuell beschäftigen, sind weniger reine Frauenthemen, sondern betreffen die ganze Fotografie-Branche. Unter unseren Mitgliedern verspüren wir eine große Unsicherheit in Bezug auf die KI-Thematik. Viele Felder innerhalb der professionellen Fotografie werden sich dadurch in den nächsten Jahren weiterentwickeln oder müssen neu gedacht werden.
Zudem hat sich durch die Krisen der letzten Jahre die wirtschaftliche Lage vieler Fotograf*innen verschärft. Derzeit vernehmen wir einen enormen Preiskampf: Allen voran semiprofessionelle Kolleg*innen und Content Creator bieten fotografische Leistungen zu unwirtschaftlichen Honoraren an.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Da wir als Verein noch recht jung sind, können wir nicht wie andere Verbände auf eine jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Dafür hatten wir die Chance eines kompletten Neustarts und konnten somit viele Dinge von Grund auf neu und anders denken.
In den vergangenen Jahren hat sich die Debatte um Gender, Diversität und Gleichberechtigung stetig weiterentwickelt. Unserer Wahrnehmung nach ist in der Öffentlichkeit ein größeres Bewusstsein für diese Themen entstanden. Dennoch sind wir noch lange nicht am Ziel. In unserem Netzwerk erzählen immer wieder Fotografinnen von übergriffigen Kund*innen, schlechterer Bezahlung und anderweitiger Benachteiligung z. B. aufgrund von Mutterschaft.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Netzwerkarbeit?
Die wichtigste Erkenntnis ist wohl, dass wir gemeinschaftlich und im Miteinander mehr erreichen können, sowohl innerhalb des Clubs als auch verbandsübergreifend. Derzeit sind wir ein stetig wachsender Interessenverband mit etwa 470 Mitgliedern, was deutlich macht, wie hoch der Bedarf und die Nachfrage nach reinen Frauennetzwerken sind. Dabei sehen wir uns nicht als Konkurrenz etablierter Berufsverbände, sondern als sinnvolle und notwendige Ergänzung in der noch immer männlich dominierten Fotobranche. Gemeinsame Projekte mit anderen Verbänden wie eine Elternschaftsbroschüre für selbstständige Fotograf*innen oder die Auswertung von Covern deutscher Magazine aus dem Jahr 2022 zeigen, dass der Female Photoclub ein ernstzunehmender und starker Partner ist, der kaum mehr aus der professionellen Fotografie wegzudenken ist. Zudem sind wir Mitglied im Deutschen Fotorat und setzen uns auch dort verbandsübergreifend für mehr Gendergerechtigkeit ein.
Weitere Informationen zum Female Photoclub finden Sie hier.
Vier Fragen an… bietet Netzwerken aus der Kultur- und Medienbranche regelmäßig die Gelegenheit sich vorzustellen. In unserer Datenbank sammeln sich mittlerweile 60 Netzwerke mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Ausrichtungen. Sie alle verbindet das Engagement, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Branche zu verbessern.